Sonntag, 3. April 2016

Wien, nur du und ich allein!



Ich wusste lange nicht wer ich wirklich bin. Ich war immer da, aber konnte mich nie wirklich zeigen.
Viele Menschen haben meine Ansichten vom Leben nicht so aufgefasst wie ich, und ich habe ihre Ansichten nicht so aufgefasst wie sie. Einige Dinge, die ich jetzt über mich selbst herausgefunden habe, lagen lange im Verborgenen und es gibt noch so viel mehr für mich zu entdecken.
Aber hier sind nur wir beide, Wien und ich. Allein.

Es ist nicht nur die Tatsache, dass wir lernen müssen allein zu leben. Es ist die Kunst zu lernen, allein sein zu können. Es hat nicht jede Person, jede Minute am Tag Zeit für jemanden und man wird niemals jeden Menschen in einer Großstadt kennenlernen. Oftmals ist man einfach auf sich allein gestellt. Jeder hat Angst davor, aber eigentlich ist allein sein schön. Die bezauberndsten Orte und viele neue Erkenntnisse entdeckt man nur mit sich selbst.
Möglicherweise werde ich irgendwann in meinem Leben einen Wien Guide schreiben und alle Sehenswürdigkeiten darin festhalten, die ich als sehenswert erachte. Aber es werden höchstwahrscheinlich nicht der Stephansdom oder das Schloss Schönbrunn sein. Eine Stadt zu besichtigen und in einer Stadt zu leben sind zwei ganz andere Erlebnisse.
Im Vergleich zu „Zuhause“ findet man hier genau, die Orte, die zu einem selbst passen. Und oft muss man auch erkennen, dass Zuhause dann auch kein Ort mehr ist, sondern nur ein Gefühl. Es gibt viele Lokale, in denen ich mich sehr wohl fühle, aber mein Bier schmeckt am köstlichsten in einer kleinen abgefuckten Bar namens „Schikaneder“. Eine Musikgymnasiumabsolventin weiß natürlich, dass es zur kulturellen Bildung gehört seinen Spritzweinrausch an einem Ort zu genießen, der nach dem Mann benannt ist, der das Libretto zu Mozarts Zauberflöte geschrieben hat.  Oh mein Gott!
Jedoch ist das allerschönste Gefühl am Sonntag bei einer Menge Sonnenschein durch Wien zu spazieren und man dabei feststellt, wie man sich selbst um 180 Grad drehen kann. Vielleicht sehen andere Menschen es mir nicht immer an, aber ich sehe es mir an.
Hin und wieder könnte ich einfach nur unentwegt gehen und gehen und gar nicht mehr aufhören zu gehen, weil ich mich dabei so frei fühle wie nie zuvor. Ich kann die Interessen ausleben, die ich nie vorher ausleben konnte und habe Menschen in mein Leben aufgenommen, die meine Meinung über Gott und die Welt teilen. Ich habe erkannt, dass man sich nicht dafür schämen muss anders zu sein, und dass es mir egal sein kann, was andere davon halten. Und auch wenn ich es manchmal glaube, ich werde nicht einsam und verlassen sterben, denn ich habe ja bereits gelernt, dass auf sich selbst gestellt sein etwas positives sein kann. Aber in der Gegenwart kann ich glücklich behaupten,  es gibt für mich gerade nur ein perfektes Paar, nämlich Wien und mich; und zusammen sind wir allein!

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