Ich wusste
lange nicht wer ich wirklich bin. Ich war immer da, aber konnte mich nie
wirklich zeigen.
Viele
Menschen haben meine Ansichten vom Leben nicht so aufgefasst wie ich, und ich
habe ihre Ansichten nicht so aufgefasst wie sie. Einige Dinge, die ich jetzt
über mich selbst herausgefunden habe, lagen lange im Verborgenen und es gibt noch so
viel mehr für mich zu entdecken.
Aber hier
sind nur wir beide, Wien und ich. Allein.
Es ist nicht
nur die Tatsache, dass wir lernen müssen allein zu leben. Es ist die Kunst zu
lernen, allein sein zu können. Es hat nicht jede Person, jede Minute am Tag
Zeit für jemanden und man wird niemals jeden Menschen in einer Großstadt
kennenlernen. Oftmals ist man einfach auf sich allein gestellt. Jeder hat Angst
davor, aber eigentlich ist allein sein schön. Die bezauberndsten Orte und viele
neue Erkenntnisse entdeckt man nur mit sich selbst.
Möglicherweise
werde ich irgendwann in meinem Leben einen Wien Guide schreiben und alle
Sehenswürdigkeiten darin festhalten, die ich als sehenswert erachte. Aber es
werden höchstwahrscheinlich nicht der Stephansdom oder das Schloss Schönbrunn
sein. Eine Stadt zu besichtigen und in einer Stadt zu leben sind zwei ganz andere
Erlebnisse.
Im Vergleich
zu „Zuhause“ findet man hier genau, die Orte, die zu einem selbst passen. Und
oft muss man auch erkennen, dass Zuhause dann auch kein Ort mehr ist, sondern
nur ein Gefühl. Es gibt viele Lokale, in denen ich mich sehr wohl fühle, aber
mein Bier schmeckt am köstlichsten in einer kleinen abgefuckten Bar namens „Schikaneder“.
Eine Musikgymnasiumabsolventin weiß natürlich, dass es zur kulturellen Bildung
gehört seinen Spritzweinrausch an einem Ort zu genießen, der nach dem Mann
benannt ist, der das Libretto zu Mozarts Zauberflöte geschrieben hat. Oh mein Gott!
Jedoch ist
das allerschönste Gefühl am Sonntag bei einer Menge Sonnenschein durch Wien zu
spazieren und man dabei feststellt, wie man sich selbst um 180 Grad drehen
kann. Vielleicht sehen andere Menschen es mir nicht immer an, aber ich sehe es
mir an.
Hin und
wieder könnte ich einfach nur unentwegt gehen und gehen und gar nicht mehr
aufhören zu gehen, weil ich mich dabei so frei fühle wie nie zuvor. Ich kann
die Interessen ausleben, die ich nie vorher ausleben konnte und habe Menschen
in mein Leben aufgenommen, die meine Meinung über Gott und die Welt teilen. Ich
habe erkannt, dass man sich nicht dafür schämen muss anders zu sein, und dass
es mir egal sein kann, was andere davon halten. Und auch wenn ich es manchmal
glaube, ich werde nicht einsam und verlassen sterben, denn ich habe ja bereits
gelernt, dass auf sich selbst gestellt sein etwas positives sein kann. Aber in
der Gegenwart kann ich glücklich behaupten, es gibt für mich gerade nur ein perfektes Paar, nämlich Wien und mich; und zusammen
sind wir allein!
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